Archiv für den Monat: November 2015

Außergewöhnliches Bruichladdich-Tasting mit Ewald Stromer bei den „Whisky Freunden Pfalz e.V.“

Ein Tast­ing der ganz beson­deren Art fand am 3. Okto­ber 2015 bei „Whisky Fre­unde Pfalz e.V. „ in Böhl-Iggel­heim statt. Der „Sin­gle Malt Ambas­sador“ Ewald Stromer führte an diesem Abend 40 Mit­glieder und Fre­unde des Vere­ins durch ein hochin­for­ma­tives Tast­ing der beson­deren Art.

 

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Ewald Stromer Pas­sion begann mit der Aus­bil­dung zum Hotelfach­mann im Grand Kempin­s­ki Falken­stein (Taunus), wo er schnell seine Vor­liebe für Barkul­tur, Cock­tails und Whisky ent­deck­te. Inner­halb sein­er Aus­bil­dung erfol­gte die Weit­er­bil­dung um Bar­keep­er, die er mit dem Konzept zu Raffael’s Bar im Kempin­s­ki Falken­stein krönte. Zur Vor­bere­itung des Barkonzeptes besuchte er 2005 auf Islay die hau­seigene Bild 1_1Akademie von Bruich­lad­dich und knüpfte dort viele wichtige Kon­tak­te zu den treiben­den Kräften die hin­ter Bruich­lad­dich ste­hen, wie Mark Reynier, Simon Cough­lin und Jim McE­wan. Mit dem erwor­be­nen Wis­sen und Know-How aus kom­pe­ten­ter ersten Hand set­zte er sein Konzept für die Raffael’s Bar um und wurde 2006 vom Gault­Mil­lau mit der Ausze­ich­nung „Bar­keep­er des Jahres“ geehrt.

 

Was soll man zu Bruich­lad­dich eigentlich erzählen, vie­len ken­nen und schätzen die Whiskykreatio­nen von Bruich­lad­dich. Die Des­til­lerie wurde 1881 von den Brüdern Robert, William und John Gourlay Har­vey am Rande von Loch Indaal am Ostufer der Rhinns, den west­lichen Aus­läufern der Insel Islay erbaut. Die Des­til­lerie war zum Zeit­punkt ihrer Erbau­ung die mod­ern­ste ihrer Art, der größte Teil der Ausstat­tung ist noch heute in Betrieb. Bruich­lad­dich wurde von Anfang an als Des­til­lerie geplant und gebaut. Die Gebäude im vik­to­ri­an­is­chen Still wur­den um einen zen­tralen Hof platziert, um die Wege zwis­chen den einzel­nen Pro­duk­tion­ss­chrit­ten kurz zu hal­ten. Die Geschichte von Bruich­lad­dich ist wech­sel­haft, mehrmals war die Pro­duk­tion still­gelegt. Zulet­zt wurde Bruich­lad­dich 1994 still­gelegt und lag im Dorn­röschen­schlaf bis sie am 19.12.2000 von Mark Reynier, Simon Cough­lin und Gor­don Wright für 7.5 Mio Pfund gekauft und ren­oviert wurde. Als Bren­n­meis­ter kon­nte der sagen­hafte Jim McE­wan gewon­nen wer­den, der vorher bei Bow­more tätig war. Der eigentliche Schatz der Des­til­lerie schlum­merte in den vollen Lager­häusern von Bruich­lad­dich. Dieser Bestand diente als wertvolles Fun­da­ment für die Jahre nach der Wiederinbetriebnahme.

Bruich­lad­dich darf sich mit Recht als „Pro­gres­siv Hebridean Des­tillers“ beze­ich­nen. Vielfalt und Kasse der zahlre­ichen Abfül­lun­gen brin­gen mich immer noch zum Träu­men. In Summe sollen es nach Aus­sage von Dun­can Tay­lor 468 ver­schiedene Abfül­lun­gen von Bruich­lad­dich gegeben haben (Zäh­lung bis zum Eigen­tümer­wech­sel) . Die meis­ten von uns haben ihren per­sön­lichen Favoriten, ich per­sön­lich denke da vor allen an die Links Serie und die ver­schiede­nen Vallinchs direkt vor Ort, die mich immer wieder verza­ubert haben. Ja, denke ich an Bruich­lad­dich wer­den viel schöne Erin­nerun­gen wach. Wer 2010 beim Besuch auf Islay mit dabei war wird sich sicher­lich mit Verzück­ung an die Begeg­nung mit Jim McE­wan erin­nern. Der Meis­ter höch­st­per­sön­lich führte uns durch die Des­til­lerie und öffnete uns beim Flanieren durch die Lager­häuser Faß um Faß für die Verkos­tung, bis hin zu Weißwe­in­fäss­er in dem der Whisky schon 20 Jahre reifte. Unvergesslich ist das Leucht­en in den Augen von Jim wenn er über seine Arbeit, Pas­sion und Lei­den­schaft sprach. Im Anschluss an die Ware­haus­führung durften wir mit Simon Cough­lin noch einen Blick auf die hau­seigene Abfül­lan­lage wer­fen. Beim Gespräch mit Simon über die besten Lokale auf der Insel, ver­ri­et er uns, das er seinen Urlaub­sziel nach kuli­nar­ischen Hochbur­gen aus­richtet und immer auf der Suche nach neunen Geschmack­sein­drück­en ist. Zum Abschluss erhielt jed­er einen beson­deren Tast­ing-Boule von Simon, die hat seit dem natür­lich einen Ehren­platz in mein­er Vitrine.

Zwei Jahre später (2012) besucht­en wir das Feise Ila und erlebten den Sold out der Mur­ryM­c­David Rei­he. Was haben wir uns damals eingedeckt, jedes Kilo Freigepäcke wurde akribisch aus­gelotet, ob nicht ja noch eine Flasche mehr mit nach Hause mitzunehmen ist.

Kurze Zeit später wurde bekan­nt gegeben das Bruich­lad­dich an Remy Coin­treau verkauft wurde.

Nach und nach wur­den viele Abfül­lun­gen eingestellt, die bish­erige Vielfalt wurde eingeschränkt. Viele uns trauerten um ihre Lieblingswhiskys beispiel­sweise den Peat, den Wave und den Rocks.

Und hier schließt sich der Kreis zum Tast­ing mit Ewald Stromer. Er brauchte uns an diesem Abend die Neuaus­rich­tung des Sor­ti­mentes nahe. Was vie­len von uns wahrschein­lich nicht so bewusst war ist das Bruich­lad­dich seit 2002 nur mit Bild 5_1schot­tis­ch­er Ger­ste pro­duziert. Als erste Farm auf Islay baute 2004 die Rock­side Farm Ger­ste für Bruich­lad­dich an. Heute (2015) sind inzwis­chen 14 Far­men auf Islay unter Ver­trag, so das Bruich­lad­dich ein Vier­tel sein­er Ger­ste aus inse­leigen­em Anbau bezieht. In den ver­gan­genen Jahren wurde mit ver­schiede­nen Ger­ste­narten exper­i­men­tiert und deren Ein­fluss auf Geschmack und Charak­ter der Whiskys brachte Ewald Stromer uns im Laufe des Abends mit fol­gen­den Whiskys nahe:

 

The Clas­sic Lad­die, Scot­tish Bar­ley (50%).

Ger­ste­nart: Optic‑2

Dieser Whisky stellt das Flag­gschiff der Des­til­lerie dar, es ist ein unge­torfter Malt Whisky, ein – wie Bruich­lad­dich es nen­nt – ein Mul­ti­v­in­tage (oder auch Non-Age-State­ment). Er dient als uni­verselle Abfül­lung die über die Jahre hin­weg gle­ich in Geschmack und Charak­ter bleiben soll.

Bruich­lad­dich ist ein Ver­fechter der langsamen Des­til­la­tion, die Vor­lage in der Brennblase köchelt nur leicht, so das der auf­steigende Dampf von Wass­er und Alko­hol viel Zeit und vor allem Fläche an der kupfer­nen Brennblase habt.

Der Whisky ist ein wun­der­bar­er Ein­steiger­whisky, sein Farbe erin­nert an ein son­nen­durch­flutetes Getrei­de­feld, seine Duft besticht durch fruchtige und grasige Noten, gepaart mit Honig und Butterkaramel.

 

Islay Bar­ley, Rock­side Farm 2007 (50%)

Ger­ste­nart: Con­cer­to von der Rock­side Farm

Gelagert zu 100% in first filled Bour­bon casks (2007 des­til­liert, abge­füllt 2013, Alter ca. 6 1/2 Jahre)

Ein charak­ter­voller Whisky mit einem Aro­ma nach Heu und Kräutern, gepaart mit ein­er Spur Salz.

 

Black Art 1990, Ver­sion 4.1. (23 Jahre, 49.2%)

Einzi­gar­tige Kreation von Jim McEwan.

Der Black Art wurde mehrfach umge­lagert und reifte in einem wahren Pot­pour­ri von ver­schieden­sten Fäßern, unter anderem Bour­bon, Sher­ry, Rotwein und weit­eren ver­schiede­nen Weißwein- und Rotwe­in­fässern. Bis zu zwölf ver­schiedene Fass­sorten sind an der Rei­fung beteiligt

Diese Kreation ist einzi­gar­tig, qua­si gegen die Regeln der nor­malen Reifekun­st. Das Ergeb­nis ist ein wahnsin­nig kom­plex­er Whisky mit Aromen von reifen Frücht­en, Schoko­lade, geröstetem Kaf­fee, Amaret­to. Black Art ist sehr reif, rund und unglaublich vielschichtig.

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Port Char­lotte, Scot­tish Bar­ley, Heav­i­ley Peat­ed (50%)

Ger­ste­nart: Optic‑2, wie der Clas­sic Lad­die, jedoch mit 40 ppm getorft.

In der Nase betören Aromen wie Rauch, Orange, Zitrone, Malz und Tof­fee. Auf der Zunge besticht ein angenehm süß-malziger Ein­druck, der Abgang ist angenehm und vielschichtig. Wie in ein­er Pra­line schmelzen die süßen Schicht­en und man gelangt an den angenehm rauchi­gen Kern.

 

Port Char­lotte, Islay Bar­ley, Heav­i­ley Peat­ed (50%)

Ger­ste­nart: Oxbridge und Optic, von sechs Far­men auf Islay, eben­falls mit 40 ppm getorft,

Der PC wurde 2008 des­til­liert und 2014 abgefüllt.

Diese Whisky wurde iden­tisch wie der Scot­tish Bar­ley getorft, des­til­liert und gelagert.

Am Beispiel dieser bei­den Whiskys wird der Ein­fluss der unter­schiedlichen Ger­ste­narten deutlich.

Beim Islay Bar­ley dominieren die Torfnoten etwas stärk­er in der Nase, auf der Zunge zeige sich ähn­liche Ein­drücke (malzige süße), jedoch eine Spur etwas offen­siv­er als beim Scot­tish Barley.

We Believe Ter­roir Mat­ters“ ist der neue Wahlspruch von Bruich­lad­dich. Wenn man Bild 2_1weiß das Mark Reynier und Simon Cough­lin bei­de ehe­ma­lige Wein­händler sind, kann man ahnen woher die neue Aus­rich­tung ihre Wurzeln hat. Die spezielle Lage von Islay, ihre Böden und ihr Kli­ma, gepaart mit den Möglichkeit­en bei der Ver­wen­dung ver­schieden­er Ger­sten­sorten prä­gen die neuen Whiskys von Bruichladdich.

 

Octo­more, Scot­tish Bar­ley, 7_01_208 (59.5%)

Ger­ste: Optic 2, getorft mit 208 ppm

Namensge­ber ist die Octo­more­Farm von James Brown. Trotz des hohen Tor­fge­haltes wird die Nase nicht von Torf überdeckt. Auf der Zunge kommt der Tor­fgeschmack langsam durch, er kommt- kommt- kommt. Der Abgang ist angenehm weich und rund.

 

Octo­more, Islay Bar­ley, 6_3 (64%)

Ger­ste: Con­cer­to, getorft mit 258 ppm

Nase: Moor, Wild­kräuter, fein aus­bal­anciert mit den kräfti­gen Torfnoten.

Der Geschmack wird dominiert von den kräfti­gen Torfnoten, die mächtig und genial auf­steigen, sich lange Zeit glam­ourös hal­ten und dann huld­voll und langsam auf der Zunge vergehen.

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Die neuen Bruich­lad­dich Abfül­lun­gen haben es in sich und bestechen durch eine gelun­gene Mis­chung aus Kom­plex­ität und Aus­ge­wogen­heit. Alle neuen Abfül­lun­gen wer­den mit 50% Alko­hol abge­füllt, somit kann der Genießer selb­st entschei­den wie stark er seinen Dram genießen möchte.

Der Abend mit Ewdald Stromer hat uns das neue Sor­ti­ment von Bruich­lad­dich sehr unter­halt­sam, infor­ma­tiv und kurzweilig nahe gebracht. Auch wenn wir den früheren Abfül­lun­gen noch etwas hin­ter­her trauern, so gibt es doch viel Grund sich auf die näch­sten Abfül­lun­gen zu freuen.

Bruich­lad­dich läutet mit der Hin­wen­dung zu den ver­schiede­nen Ger­sten­sorten erneut eine neue Ära in der Whisky­her­stel­lung ein. Wer weiß, vielle­icht ist das ja der Anfang eines neuen Trends für die Whiskyin­dus­trie, so wie damals der Dou­ble Wood von Balvenie.

Wir sind alle ges­pan­nt was wir die näch­sten Jahre erwarten dür­fen und verbleiben in erwartungs­fro­her Vorfreude.….