Archiv für den Monat: Januar 2017

Besuch bei Ralf Hauer (Saillt Mór)

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Also sind wir im Dezem­ber kurz entschlossen in die S‑Bahn gestiegen, nach Bad Dürkheim gefahren und haben Ralf Hauer in seinen heili­gen Hallen besucht. Ralf Hauer ist ein­er von drei Pfälz­er Whisky­her­stellern. Seit 2012 hat er sich der Her­stel­lung von Whisky ver­schrieben. Die Kun­st des Des­til­lierens beherrscht er schon lange, seine wun­der­baren Pro­duk­te von Ger­lach & Papst zeu­gen ein­drück­lich davon.

Doch vom Edel­brand zu Whisky, das sind schon ein paar Schritte mehr. Getrei­de muss gemais­cht wer­den, ein Bier muss kun­st­fer­tig gebraut wer­den, die Des­til­la­tion ist liebevoll durchzuführen und dann muß der frische Brand (der New Make) in aus­ge­sucht­en guten Fässern unter geeigneten Bedin­gun­gen lagern und reifen.

Ralf Hauer ver­wen­det ver­schiedene Malz­sorten, die er mit Hil­fe eines befre­un­de­ten Brauer­meis­ters zusam­men­stellt und in ein­er kleinen Pfälz­er Brauerei vergären lässt. Unter anderem ver­wen­det er Münch­n­er Malz, Pilsen­er Malz, Karamell Malz und Rauch Malz von der Mälz­erei Stein­bach, ein­er kleinen fam­i­lienge­führten Mälz­erei aus Zirn­dorf. Aber auch schot­tis­ches Malz in unter­schiedlichen Peat­stärken fließt in seine Pro­duk­tion ein. Das extra weiche Quell­wass­er, das er ver­wen­det, kommt aus ein­er bekan­nten Dürkheimer Waldquelle.

Ein­er der bei­den Destillieranlagen

In eigens kon­stru­ierten Bren­nereian­la­gen wird die ver­gorene Würze nach schot­tis­chem Vor­bild im Pot-Still Ver­fahren mehrfach des­til­liert. Von der Qual­ität des frischen Des­til­lates kon­nten wir uns vor Ort selb­st überzeu­gen. Als wir zu Besuch waren, lief ger­ade eine Des­til­la­tion und wir kon­nten direkt pro­bieren. Hmm, ein­fach wunderbar.

Pfälz­er Eiche von Dürkheimer Küferei

Für die Lagerung ver­wen­det er Bourbon‑, Portwein- und Sher­ry-Fäss­er. Und, was uns alle sehr begeis­tert, er ver­wen­det Fäss­er aus Pfälz­er Eiche (Gebi­et Johan­niskreuz), von der Dürkheimer Küfer­ei Gies. Seine Edi­tion Pfälz­er Eiche stammt auss­chließlich aus diesen Fässern.

Wenn man Ralf Hauer beim Erzählen lauscht, dann erken­nt man schnell, hier ist jemand mit Lei­den­schaft, Liebe zum Detail und Akri­bie am Werk, die Augen stahlen und funkeln beim Erzählen.

Im ersten Jahr wur­den 20 Fäss­er (4 aus Pfälz­er Eiche) befüllt, und gle­ich die erste Abfül­lung sorgte nation­al und inter­na­tion­al für Aufsehen.

Für den Saillt Mór Sin­gle Malt (Pfälz­er Eiche) von 2012 wurde er durch das Fach­magazin „Der Whisky Botschafter“ im Rah­men der Inter­whisky Frank­furt in der Kat­e­gorie „Whisky Nation­al 2016“ mit „Germany’s Bronze“ ausgezeichnet.

Doch nun der Kracher: In der Whisky Bible 2017 erhielt der Saillt Mór (Batch 1) von Whisky-Papst Jim Mur­ray 94 von 100 Punk­ten. Beschrieben wird der Saillt Mór mit „one of the most scot­tish of all euro­pean malts“ (der schot­tis­chste unter den Europäis­chen Malts).

Ralf Hauer mit seinen Schätzen

Gle­ich neben den Des­til­lier­an­la­gen gibt es einen kleinen, gemütlichen Verkos­tungsraum mit warmem Holzam­bi­ente. Da durfte natür­lich auch eine Verkos­tung nicht fehlen, zuerst pro­bierten wir die bere­its erhältlichen Abfüllungen.

  • Saillt Mór 1. Abfül­lung Pfälz­er Eiche (aus stark getoast­eten Pfälz­er Eichen­fässern), 46%
  • Saillt Mór 2. Abfül­lung Pfälz­er Eiche (aus schwach getoast­eten Pfälz­er Eichen­fässern), 46%
  • Saillt Mór PX-Fin­ish, Faßstärke 59,3% (Ger­ste über Buchen­holzrauch gedar­rt, Lagerung  3 Jahre Bour­bon, 6 Monate PX Sherry)

Alle drei sind her­vor­ra­gende Whiskys, angenehm zu trinken und mit ein­er wun­der­bar aus­bal­ancierten Geschmackswelt.

San­ft ruhen die Fäss­er die großen beeinhalten

Doch damit nicht genug, als Aus­blick auf zukün­ftige Abfül­lun­gen öffnete Ralf Hauer einige Fäss­er und ließ uns fol­gen­des probieren:

  • Port Fin­ish (2013),
  • PX Sher­ry Fin­ish (2014),
  • Olorosso Sher­ry Finish,
  • Bour­bon Faß mit Nürn­berg­er Rauch­malz, über Buchen­holzrauch gedarrt,
  • Saillt Mór, getorft mit 40 ppm, im Bourbon-Faß
  • Saillt Mór, getorft mit 45 ppm im PX Sherry-Faß

Junge, Junge!! Was da in den Fässern her­an­reift, lässt auf wun­der­bare Whiskys hof­fen, einige davon wür­den wir jet­zt schon gerne mit nach Hause nehmen. Schade nur, daß wir wohl noch etwas warten müssen, aber wir wis­sen ja, wie wir uns die Wartezeit etwas erle­ichtern können.

zur Über­brück­ung der Wartezeit