Ein Tasting der ganz besonderen Art fand am 3. Oktober 2015 bei „Whisky Freunde Pfalz e.V. „ in Böhl-Iggelheim statt. Der „Single Malt Ambassador“ Ewald Stromer führte an diesem Abend 40 Mitglieder und Freunde des Vereins durch ein hochinformatives Tasting der besonderen Art.
Ewald Stromer Passion begann mit der Ausbildung zum Hotelfachmann im Grand Kempinski Falkenstein (Taunus), wo er schnell seine Vorliebe für Barkultur, Cocktails und Whisky entdeckte. Innerhalb seiner Ausbildung erfolgte die Weiterbildung um Barkeeper, die er mit dem Konzept zu Raffael’s Bar im Kempinski Falkenstein krönte. Zur Vorbereitung des Barkonzeptes besuchte er 2005 auf Islay die hauseigene Akademie von Bruichladdich und knüpfte dort viele wichtige Kontakte zu den treibenden Kräften die hinter Bruichladdich stehen, wie Mark Reynier, Simon Coughlin und Jim McEwan. Mit dem erworbenen Wissen und Know-How aus kompetenter ersten Hand setzte er sein Konzept für die Raffael’s Bar um und wurde 2006 vom GaultMillau mit der Auszeichnung „Barkeeper des Jahres“ geehrt.
Was soll man zu Bruichladdich eigentlich erzählen, vielen kennen und schätzen die Whiskykreationen von Bruichladdich. Die Destillerie wurde 1881 von den Brüdern Robert, William und John Gourlay Harvey am Rande von Loch Indaal am Ostufer der Rhinns, den westlichen Ausläufern der Insel Islay erbaut. Die Destillerie war zum Zeitpunkt ihrer Erbauung die modernste ihrer Art, der größte Teil der Ausstattung ist noch heute in Betrieb. Bruichladdich wurde von Anfang an als Destillerie geplant und gebaut. Die Gebäude im viktorianischen Still wurden um einen zentralen Hof platziert, um die Wege zwischen den einzelnen Produktionsschritten kurz zu halten. Die Geschichte von Bruichladdich ist wechselhaft, mehrmals war die Produktion stillgelegt. Zuletzt wurde Bruichladdich 1994 stillgelegt und lag im Dornröschenschlaf bis sie am 19.12.2000 von Mark Reynier, Simon Coughlin und Gordon Wright für 7.5 Mio Pfund gekauft und renoviert wurde. Als Brennmeister konnte der sagenhafte Jim McEwan gewonnen werden, der vorher bei Bowmore tätig war. Der eigentliche Schatz der Destillerie schlummerte in den vollen Lagerhäusern von Bruichladdich. Dieser Bestand diente als wertvolles Fundament für die Jahre nach der Wiederinbetriebnahme.
Bruichladdich darf sich mit Recht als „Progressiv Hebridean Destillers“ bezeichnen. Vielfalt und Kasse der zahlreichen Abfüllungen bringen mich immer noch zum Träumen. In Summe sollen es nach Aussage von Duncan Taylor 468 verschiedene Abfüllungen von Bruichladdich gegeben haben (Zählung bis zum Eigentümerwechsel) . Die meisten von uns haben ihren persönlichen Favoriten, ich persönlich denke da vor allen an die Links Serie und die verschiedenen Vallinchs direkt vor Ort, die mich immer wieder verzaubert haben. Ja, denke ich an Bruichladdich werden viel schöne Erinnerungen wach. Wer 2010 beim Besuch auf Islay mit dabei war wird sich sicherlich mit Verzückung an die Begegnung mit Jim McEwan erinnern. Der Meister höchstpersönlich führte uns durch die Destillerie und öffnete uns beim Flanieren durch die Lagerhäuser Faß um Faß für die Verkostung, bis hin zu Weißweinfässer in dem der Whisky schon 20 Jahre reifte. Unvergesslich ist das Leuchten in den Augen von Jim wenn er über seine Arbeit, Passion und Leidenschaft sprach. Im Anschluss an die Warehausführung durften wir mit Simon Coughlin noch einen Blick auf die hauseigene Abfüllanlage werfen. Beim Gespräch mit Simon über die besten Lokale auf der Insel, verriet er uns, das er seinen Urlaubsziel nach kulinarischen Hochburgen ausrichtet und immer auf der Suche nach neunen Geschmackseindrücken ist. Zum Abschluss erhielt jeder einen besonderen Tasting-Boule von Simon, die hat seit dem natürlich einen Ehrenplatz in meiner Vitrine.
Zwei Jahre später (2012) besuchten wir das Feise Ila und erlebten den Sold out der MurryMcDavid Reihe. Was haben wir uns damals eingedeckt, jedes Kilo Freigepäcke wurde akribisch ausgelotet, ob nicht ja noch eine Flasche mehr mit nach Hause mitzunehmen ist.
Kurze Zeit später wurde bekannt gegeben das Bruichladdich an Remy Cointreau verkauft wurde.
Nach und nach wurden viele Abfüllungen eingestellt, die bisherige Vielfalt wurde eingeschränkt. Viele uns trauerten um ihre Lieblingswhiskys beispielsweise den Peat, den Wave und den Rocks.
Und hier schließt sich der Kreis zum Tasting mit Ewald Stromer. Er brauchte uns an diesem Abend die Neuausrichtung des Sortimentes nahe. Was vielen von uns wahrscheinlich nicht so bewusst war ist das Bruichladdich seit 2002 nur mit schottischer Gerste produziert. Als erste Farm auf Islay baute 2004 die Rockside Farm Gerste für Bruichladdich an. Heute (2015) sind inzwischen 14 Farmen auf Islay unter Vertrag, so das Bruichladdich ein Viertel seiner Gerste aus inseleigenem Anbau bezieht. In den vergangenen Jahren wurde mit verschiedenen Gerstenarten experimentiert und deren Einfluss auf Geschmack und Charakter der Whiskys brachte Ewald Stromer uns im Laufe des Abends mit folgenden Whiskys nahe:
The Classic Laddie, Scottish Barley (50%).
Gerstenart: Optic‑2
Dieser Whisky stellt das Flaggschiff der Destillerie dar, es ist ein ungetorfter Malt Whisky, ein – wie Bruichladdich es nennt – ein Multivintage (oder auch Non-Age-Statement). Er dient als universelle Abfüllung die über die Jahre hinweg gleich in Geschmack und Charakter bleiben soll.
Bruichladdich ist ein Verfechter der langsamen Destillation, die Vorlage in der Brennblase köchelt nur leicht, so das der aufsteigende Dampf von Wasser und Alkohol viel Zeit und vor allem Fläche an der kupfernen Brennblase habt.
Der Whisky ist ein wunderbarer Einsteigerwhisky, sein Farbe erinnert an ein sonnendurchflutetes Getreidefeld, seine Duft besticht durch fruchtige und grasige Noten, gepaart mit Honig und Butterkaramel.
Islay Barley, Rockside Farm 2007 (50%)
Gerstenart: Concerto von der Rockside Farm
Gelagert zu 100% in first filled Bourbon casks (2007 destilliert, abgefüllt 2013, Alter ca. 6 1/2 Jahre)
Ein charaktervoller Whisky mit einem Aroma nach Heu und Kräutern, gepaart mit einer Spur Salz.
Black Art 1990, Version 4.1. (23 Jahre, 49.2%)
Einzigartige Kreation von Jim McEwan.
Der Black Art wurde mehrfach umgelagert und reifte in einem wahren Potpourri von verschiedensten Fäßern, unter anderem Bourbon, Sherry, Rotwein und weiteren verschiedenen Weißwein- und Rotweinfässern. Bis zu zwölf verschiedene Fasssorten sind an der Reifung beteiligt
Diese Kreation ist einzigartig, quasi gegen die Regeln der normalen Reifekunst. Das Ergebnis ist ein wahnsinnig komplexer Whisky mit Aromen von reifen Früchten, Schokolade, geröstetem Kaffee, Amaretto. Black Art ist sehr reif, rund und unglaublich vielschichtig.
Port Charlotte, Scottish Barley, Heaviley Peated (50%)
Gerstenart: Optic‑2, wie der Classic Laddie, jedoch mit 40 ppm getorft.
In der Nase betören Aromen wie Rauch, Orange, Zitrone, Malz und Toffee. Auf der Zunge besticht ein angenehm süß-malziger Eindruck, der Abgang ist angenehm und vielschichtig. Wie in einer Praline schmelzen die süßen Schichten und man gelangt an den angenehm rauchigen Kern.
Port Charlotte, Islay Barley, Heaviley Peated (50%)
Gerstenart: Oxbridge und Optic, von sechs Farmen auf Islay, ebenfalls mit 40 ppm getorft,
Der PC wurde 2008 destilliert und 2014 abgefüllt.
Diese Whisky wurde identisch wie der Scottish Barley getorft, destilliert und gelagert.
Am Beispiel dieser beiden Whiskys wird der Einfluss der unterschiedlichen Gerstenarten deutlich.
Beim Islay Barley dominieren die Torfnoten etwas stärker in der Nase, auf der Zunge zeige sich ähnliche Eindrücke (malzige süße), jedoch eine Spur etwas offensiver als beim Scottish Barley.
„We Believe Terroir Matters“ ist der neue Wahlspruch von Bruichladdich. Wenn man weiß das Mark Reynier und Simon Coughlin beide ehemalige Weinhändler sind, kann man ahnen woher die neue Ausrichtung ihre Wurzeln hat. Die spezielle Lage von Islay, ihre Böden und ihr Klima, gepaart mit den Möglichkeiten bei der Verwendung verschiedener Gerstensorten prägen die neuen Whiskys von Bruichladdich.
Octomore, Scottish Barley, 7_01_208 (59.5%)
Gerste: Optic 2, getorft mit 208 ppm
Namensgeber ist die OctomoreFarm von James Brown. Trotz des hohen Torfgehaltes wird die Nase nicht von Torf überdeckt. Auf der Zunge kommt der Torfgeschmack langsam durch, er kommt- kommt- kommt. Der Abgang ist angenehm weich und rund.
Octomore, Islay Barley, 6_3 (64%)
Gerste: Concerto, getorft mit 258 ppm
Nase: Moor, Wildkräuter, fein ausbalanciert mit den kräftigen Torfnoten.
Der Geschmack wird dominiert von den kräftigen Torfnoten, die mächtig und genial aufsteigen, sich lange Zeit glamourös halten und dann huldvoll und langsam auf der Zunge vergehen.
Die neuen Bruichladdich Abfüllungen haben es in sich und bestechen durch eine gelungene Mischung aus Komplexität und Ausgewogenheit. Alle neuen Abfüllungen werden mit 50% Alkohol abgefüllt, somit kann der Genießer selbst entscheiden wie stark er seinen Dram genießen möchte.
Der Abend mit Ewdald Stromer hat uns das neue Sortiment von Bruichladdich sehr unterhaltsam, informativ und kurzweilig nahe gebracht. Auch wenn wir den früheren Abfüllungen noch etwas hinterher trauern, so gibt es doch viel Grund sich auf die nächsten Abfüllungen zu freuen.
Bruichladdich läutet mit der Hinwendung zu den verschiedenen Gerstensorten erneut eine neue Ära in der Whiskyherstellung ein. Wer weiß, vielleicht ist das ja der Anfang eines neuen Trends für die Whiskyindustrie, so wie damals der Double Wood von Balvenie.
Wir sind alle gespannt was wir die nächsten Jahre erwarten dürfen und verbleiben in erwartungsfroher Vorfreude.….
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