“Laßt uns froh und munter sein und uns recht von Herze freun”
so beginnt eine der bekanntesten Volksweisen zum Advent. Inzwischen sind wir ein wenig erfahrener und reifer geworden und stellen schon längst nicht mehr den Stiefel vor die Tür (es sei denn wir sind ausgewiesene Fetischisten und lassen uns wie Quentin Tarantino in dem Film “From Dusk Till Dawn” von Salma Hayek alias Santanico Pandemonium mit dem Wasser des Lebens verführen).
Nun aber zurück in die nicht minder schöne Realität. Die jugendliche Kraft und Neugier der Kindheit haben wir uns erhalten und lediglich den Stiefel gegen das Tastingglas getauscht. In die Rolle des Nikolaus schlüpfte Ewald J. Stromer, Markenbotschafter von Bruichladdich, und seine Gabentruhe war wieder einmal reich gefüllt. Bereits zum zweiten Mal durften wir Ewald in unserem Verein begrüßen. Das auf 60 Plätze limitierte Vereinstasting war innerhalb von Tagen ausgebucht.
Damals bei seinem ersten Besuch führte uns Ewald in das Thema “We believe Terroir Matters” ein, das Bruichladdich seitdem weiter konsequent fortführt. Inzwischen versorgen 19 Farmen auf Islay Bruichladdich mit Gerste, das ist immerhin rund ein Drittel des gesamten Bedarfes. Sorten wie Optic, Oxbridge, Concerto und Publican finden wieder Verwendung. Wer mehr zu dem Thema wissen möchte, dem empfehlen wir unseren Beitrag zum ersten Tasting mit Ewald von Oktober 2015.
Dem Anlass entsprechend war der Tastingraum dieses Mal entsprechend herausgeputzt, zum Eintritt gab es die obligatorische Nikolausmütze und einen Begrüßungscocktail auf Basis von Botanist, Port Charlotte und rotem Wermut.
Den Anfang machten die ungetorften Abfüllungen: Islay Barley 2009, Islay Barley 2010 und The Classic Laddie. Wunderbare Aromen wie weiche Vanille, Malz, süße Fruchtnoten, Zitrone, maritime Noten, gepaart mit wunderbar ausbalancierter Cremigkeit und Öligkeit wetteifern um die Aufmerksamkeit unserer Sensorik.
Als 2012 der französische Konzern Rémy Cointreau die Destillerie Bruichladdich übernahm, ging ein Aufschrei durch die Whiskygemeinde. Was würde aus der “Progressiv Hebridean Distillery” werden. Inzwischen wissen wir, dass die Übernahme ein Glücksfall war. Die damals eingeleitete Straffung des Portfolio wurde bereits durch Jim McEwan eingeleitet. Rémy Cointreau stärkte die Vertriebswege, mischte sich ansonsten aber in die Kreativität und Ausgefallenheit von Bruichladdich nicht ein.
Nach dem Ausscheiden von Jim McEwan übernahm dessen Zögling Adam Hannett die Position des Head Distillers bei Bruichladdich und setzt seitdem den Stil des Hauses unbeirrt fort.
Bevor es rauchig wurde konnten wir uns ausgiebig stärken mit den allseits bekannten guten Highland Cattle Würsten der Familie Strubel, irischem Kilkenny sowie Weißbrot und Käse.
So gestärkt ging es an die Verkostung der rauchigen Abfüllungen: Port Charlotte 10, Port Charlotte Islay Barely 2011 und Port Charlotte MRC:01 2010 (alle mit rund 40 ppm). Immer wieder faszinierend ist die unterschiedliche Sensorik der beiden erstgenannten PC’s. Während der PC 10 in der Nase kaum Rauch bietet, kommt der PC Islay Barely in der Nase schon kräftig daher, auf dem Gaumen präsentieren sich beide PC’s genau gegenläufig. Mann könnte stundenlang darüber philosophieren. Der PC MRC:01 reifte die ersten fünf Jahre in first filled Bourbon Fässern und lagerte anschließend zwei Jahre in exklusiv ausgewählten Rotweinfässern. Diese Abfüllung ist der Wahnsinn, besonders die schokoladigen Noten faszinieren immer wieder.
Zum Abschluss gab es den Kracher schlechthin, den Octomore 9.1. Um die 156 ppm ins Korn zu kriegen wurde die Gerste fünf Tage im Torfrauch getrocknet. Das fertige Destillat reifte anschließend fünf Jahre in amerikanischer Eiche (Bourbon geht, Octomore kommt. Schon kennt ihr die amerikanische Vorbelegung). Noten von Creme Brulee schweben an der Zunge vorbei. Traumhaft.
Und wie immer wenn es schön ist, vergeht die Zeit wie im Fluge. Was für ein toller Abend, was für ein tolles Tasting. Ewald führte mit der ihm eigenen Lockerheit und Lässigkeit durch das Tasting und unterhielt uns mit der einen oder anderen Anekdote aus der Whiskyszene und Bruichladdich aufs Köstlichste.
Und wie ich mit der alten Volksweise begann, so schließe ich mit derselben.
“Ewald ist ein guter Mann, dem man nicht genug danken kann”.